IMENEO
Oper von Georg Friedrich HändelMusikalische Leitung: Benjamin Huth
Inszenierung: Anja-Christin Winkler
OPER AUF DEM LAND - PREMIERE am 24. August 2019, 19 Uhr
Barockschloss Delitzsch
Flügelschlag Werkbühne e. V. in Kooperation mit der Stadt Delitzsch
Besetzung
Sänger
Rosmene
- Sarah Kollé (Clara Barbier - 2018)
Tirinto - Etienne Walch
Imeneo - Diogo Mendes
Clomiri - Annika Steinbach
Argenio - Joshua Morris
Kammerorchester
Constanze Rebecca Drinda, Richard Glaser, Davide Guarneri, Benjamin Heymans, Elisabeth Hirsch, Franziska Klese, Guillermo Luna
Projektchor
Sängerinnen und Sänger der Schultze-Delitzsch-Chöre
Bernd Gericke, Martin Gericke, Holger Grell, Kirsten Gruhne, Paul Kumpfe, Angela Mehnert, Bärbel Piorr, Angelika Weber, Martin Winkler
Team
Anja-Christin Winkler - Regie und künstlerische Leitung
Benjamin Huth - musikalische Leitung
Alisa Hecke - Bühnen- und Kostümbild
Sophie Renz - Produktionsleitung
Despina Rhaue - Regieassistenz
Stephanie Cramer - Dramaturgie
Konstanze Topfstedt - musikalische Choreinstudierung
Hannah Josefine Gebhardt - Kostümassistenz
Sabine Marschall - Maske
Barocke Schlösser und Kirchen prägen die Architektur vieler sächsischer Dörfer und Städte, Barockmusik die sächsische Kultur. Wir wollen eine musikalisch und künstlerisch virtuose, historisch geprägte Barockoper in verschiedenen sächsischen Barockschlössern zur Aufführung bringen und dabei Chöre der Region einbeziehen. Unsere erste Station dieses Projekts war Delitzsch.
In der Oper „Imeneo“ von
Georg Friedrich Händel geht es um den Konflikt einer jungen Frau, Rosmene, die
sich entscheiden muss zwischen ihrem Geliebten Tirinto und dem Mann, der sie
aus der Gefangenschaft gerettet hat, Imeneo. Beide Männer begehren Rosmene. Das
Dorf (der Chor) verlangt, dass Rosmene den heiratet, der sie befreit hat. Aus
Dankbarkeit fühlt sie sich Imeneo auch verpflichtet, aber ihr Herz schlägt für
Tirinto. Sie wird zerrissen zwischen Pflicht und Neigung, zwischen gesellschaftlicher
Norm und individuellem Glücksanspruch. Das Dorf drängt Rosmene, sich gegen ihre
Gefühle zu entscheiden, setzt sie unter Druck und treibt sie letztlich in den
Wahnsinn.
Die Chorstücke Händels stellen auch für Profichöre durchaus eine Herausforderung dar. Die Musikpädagogin Konstanze Topfstedt brachte durch beharrliche Arbeit, differenzierte Stimmbildung und ihre begeisternde Art die Sängerinnen und Sänger des Imeneo-Projektchores dazu, die Partien überzeugend und auswendig zu singen. In den wöchentlichen Proben seit dem Frühjahr 2019 in Delitzsch ging es neben der musikalischen Einstudierung auch darum, in Gesprächen mit der Regisseurin verschiedene Perspektiven der Handelnden zu beleuchten sowie individuelle Haltungen und Entwicklungen der Figuren der Dorfbewohner herauszuarbeiten.
Das Ende von Händels „Imeneo“ ist nicht eindeutig und lässt sich auf verschiedene Weise interpretieren. In der Voraufführung 2018 wurde das Schlussduett bewusst lediglich konzertant gesungen. Für diese Inszenierung befragte die Regisseurin die Sänger und Sängerinnen des Chores zu ihren Ansichten über stückrelevante Themen wie gesellschaftlicher Druck, Ausgrenzung und die Angst davor oder tradierte Rollenbilder. Diese Gespräche flossen direkt in die Inszenierung ein. Schließlich entschied der Chor auch über die Frage, welche Aussage am Ende dem Delitzscher Publikum vermittelt werden soll, also wie das Stück konkret endet.
„Imeneo“ - Hintergrund
Georg Friedrich Händel hatte zwar seinen Schaffensmittelpunkt in London, wurde aber von August dem Starken auch an den Hof nach Dresden geladen. Aus Dresden hatte Händel einige Sänger, darunter den weltberühmten Senesino, für seine Londoner Opernakademie abgeworben.
Barocke Opern gehören heute zum gängigen Opernrepertoire auf europäischen Bühnen. Ihnen haftet etwas Exotisches an. Erstaunlich ist, dass die hysterische Begeisterung der Zuschauer zu Händels Lebzeiten nicht nur auf die Bewunderung hoher Stimmen zurückzuführen ist, sondern auf alles, was mit Verstellung zu tun hatte. Frauen sangen Männerrollen und standen keineswegs hinter den Kastraten zurück. Andererseits gab es auch Männer, die mit Tenorstimme Frauenrollen sangen, an der Dresdner Hofoper brillierte eine Sängerin, die eine Basspartie sang! In der Inszenierung von „Imeneo“ wird die Rolle des Tirinto von einem Countertenor gesungen. Die Zuweisung einer hohen Stimme zu einer Männerfigur und die damit verbundene Mehrdeutigkeit berührt Fragen zur eigenen Identität, über unser eigenes Verhältnis zu Beziehungen, zu Liebe, Tabu und Toleranz.
Gefördert durch die Kulturstiftung des
Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch
Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen
Haushaltes.